Verwendung von Puffer im Projekt – Teil 2

Im ersten Teil des Beitrags habe ich dargestellt, wo der Puffer im Projekt sinnvollerweise eingeplant wird. In diesem Teil werde ich weitere Hinweise zur Planung des Puffers geben.

Es soll Chefs geben, die Puffer als überflüssig ansehen, die bei einer guten Planung nicht erforderlich sind. Projekte sind jedoch per Definition komplexe Projekte und aus meiner Erfahrung gibt es kein „wirkliches“ Projekt, das nicht die ursprüngliche Planung ändern musste, denn : „Und ist der Plan auch gut gelungen, so sicher gibt es Änderungen.“

Puffer im Projekt

Letztlich dient der Plan dem Erreichen der Projektziele und Zweck ist nicht die Erfüllung des Plans. Oder wie ich es gern formuliere: „Die Zeiten der Planerfüllung sind mit dem Fall der Mauer zumindest in Deutschland vorbei“.

Was tun, wenn mein Chef keine Puffer mag?

Sollte das im ersten Teil des Beitrags dargestellte Beispiel nicht ausreichen, den Chef von der Notwendigkeit des Puffers zu überzeugen, dann könnte vielleicht bei einem vernünftigen Chef die Frage helfen, ob er bei einem wichtigen, auswärtigen Kundentermin „auf die letzte Minute“ planen würde, also keine zeitliche Reserve einplant. Meine Erfahrung ist, dass er natürlich einen zeitlichen Puffer für Unvorhergesehenes wie z.B. die Verkehrssituation einplant.

Ist der Vorgesetzte auch dann davon nicht zu überzeugen? Oder ist er ein Typ, dem man mit einer solchen Argumentation nicht kommen darf?
Dann bleibt eigentlich nur, den Puffer in wohlklingenden Arbeitspaketen zu verstecken, z.B. als „internes Review“. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Und gerade im Widerstand entfalten Menschen große Kreativität.

Sind Puffer gleichbedeutend mit „Ruhezeiten“ im Projekt?

Die vielleicht implizit vorhandene Befürchtung, dass ein nicht benötigter Puffer vor einem Meilenstein dazu genutzt wird, die „Füße auf den Tisch zu legen“, habe ich nicht. Zum einen könnten Aufgaben aus einer späteren Phase vorgezogen werden. Und zum anderen gilt das Parkinson‘sche Gesetz (s. Teil 1). Es ist seitens der Projektleitung lediglich darauf zu achten, dass sinnvolle, den Zielen des Projektes dienende Aufgaben in dieser Zeit erledigt werden.


Sollte die Pufferzeiten dem Team offengelegt werden?

Auf diese Frage könnte ich mit Radio Eriwan antworten: „Es kommt darauf an.“
Habe ich es mit Mitarbeitern zu tun, die die Bedeutung von Puffer für das Gesamtprojekt verstehen, die also über einen gewissen Reifegrad verfügen, dann würde ich den Puffer offenlegen. Das gibt allen Beteiligten im Projekt Sicherheit.

Besteht jedoch die Befürchtung, dass die Mitarbeiter im Vertrauen auf den Puffer diese Zeit implizit und ohne Absprache in ihre eigenen Arbeitspakete einplanen, dann würde ich auf einen geringeren Reifegrad der Mitarbeiter schließen. Dann könnte es kontraproduktiv sein, den Puffer offen zu legen.

Meinem Führungsverständnis würde es dann jedoch entsprechen, den Reifegrad der Mitarbeiter zu erhöhen. Ich würde Sie über die Bedeutung des Puffers informieren und meine Erwartungen an Sie deutlich machen. Dabei würde ich jedoch auch betonen, dass der geschätzte Aufwand für das Arbeitspaket eine verbindliche Zahl ist, auf deren Einhaltung ich Wert lege, und die nicht ohne vorherige Ankündigung und Abstimmung geändert werden kann.

Was ist mit dem versteckten Puffer in den Arbeitspaketen?

Jeder Mitarbeiter wird dazu neigen, gewisse zeitliche Reserven bei der Schätzung einer Aufgabe einzubauen. So wie ein Puffer für das Projekt notwendig ist, so ist er letztlich auch für das einzelne Arbeitspaket notwendig. Dabei hängt es von der Mentalität des Mitarbeiters ab, wie groß diese Reserve sein sollte: Ängstliche mögen die Risiken überschätzen, Mutige neigen vielleicht eher zu einer Unterschätzung. Hier hilft ein zeitnahes Controlling, um Abweichungen nach oben oder unten frühzeitig zu erkennen. So lerne ich die Mentalität der Mitarbeiter kennen und kann steuernd eingreifen.

Kommunikation im Projektteam

Die Kommunikation im Projektteam ist ein Erfolgsfaktor. In den letzten Wochen wurde in den Medien von einem Schildbürgerstreich berichtet, der die Steuerkasse belastet. Eine dringend notwendige Feuerwache wurde gebaut. Leider wurde jedoch nicht berücksichtigt, dass das Niveau der Ausfahrt der Feuerwache einen halben Meter höher als das der Straße ist. Somit kann die Wache erst dann genutzt werden, wenn die Straße um einen halben Meter höher gelegt wurde. Hätten ein solcher Fehler und die damit verbundenen Mehrkosten vermieden werden können?

Ich behaupte „ja“. Bereits in der Startphase des Projektes wird eine Umfeldanalyse durchgeführt, in der alle Einflussfaktoren aus dem Umfeld auf das Projekt wie auch die Einflussfaktoren des Projektes auf das Umfeld ermittelt und analysiert werden. Gerade bei einer Feuerwache ist die Verkehrsanbindung ein so wesentlicher Faktor. Beispielsweise ist die frühzeitige Einbeziehung von separat gesteuerten Ampelanlagen in die Planung, um ein reibungsloses Ausrücken der Fahrzeuge zu ermöglichen. Und die Angleichung unterschiedlicher Höhenniveaus gehört sicherlich zum Standard eines jedes Bauprojektes, sei es eine Feuerwache oder eine Garage.

Wie ist es dazu gekommen?

Ich vermute, dass hier eine Eigendynamik im Projekt stattgefunden hat. Der Untergrund für das Fundament war so nicht geeignet. Die getroffenen Gegenmaßnahmen haben zur einer Erhöhung der Bodenplatte geführt, ohne dass dieses den anderen Beteiligten deutlich kommuniziert wurde. Jedes Gewerk hat für sich gesehen seine Hausaufgaben gemacht, aber Abstimmungen untereinander fanden zu wenig oder überhaupt nicht statt. So kam der beträchtliche Höhenunterschied erst ganz zum Schluss zum Tragen, als die Flächen vor dem Gebäude gepflastert wurden und der Pflasterer diesen Höhenunterschied nicht mehr überbrücken konnte. „Den Letzten beißen die Hunde.“ Für mögliche, vielleicht auch einfache und kostengünstige Gegenmaßnahmen war es zu spät. Dazu passen die Aussagen des Bürgermeisters der Gemeinde: „shit happens“ und der Verantwortliche sei nicht zu greifen. Was mich bei dieser Aussage erschreckt, ist die fehlende Bereitschaft, aus einem Fehler für zukünftige Projekte zu lernen.

Was können wir aus diesem Beispiel lernen?

Was können wir aus diesem Beispiel lernen? Das strukturierteste Vorgehen in den Analysen und den daraus gewonnenen Erkenntnissen nützt nichts, wenn nicht gleichzeitig im gesamten Projektteam richtig miteinander kommuniziert wird. So sollten die Ergebnisse der Analysen ebenso wie Änderungen und wesentliche Ereignisse im Projektverlauf nicht nur „verkündet“ werden. Der Austausch darüber ist wichtig, denn viele Dinge sind heute so komplex, dass der Einzelne nicht mehr alle Wechselwirkungen wissen und erahnen kann.

Und durch diese Form der Zusammenarbeit wird aus einem vermeintlichen Team: „Toll ein anderer macht’s, ein echtes Team: Toll endlich alle miteinander!